Dienstag, 16. Februar 2021

[Rezension│Werbung] "Die Erfindung der Sprache“ von Anja Baumheier

 


"Mit dem Jungen läuft etwas nicht so, wie es soll." Das sagt man, als Adam erst mit zwei Jahren zu sprechen beginnt. Menschliche Beziehungen sind für ihn ein Mysterium, stattdessen schwärmt er für die Zahl Sieben. Beim Heranwachsen auf der ostfriesischen Heimatinsel wird er liebevoll von seiner Familie umsorgt, allen voran von seiner tschechischen Großmutter Leska und seinem Vater Hubert. Dieser richtet seinem Sohn im alten Leuchtturm einen Weltrückzugsort ein, der nur ihm gehört.

Doch dann bricht die Katastrophe über den bilderbuchschönen Himmel von Platteoog herein: Kurz nach Adams 13. Geburtstag verschwindet sein Vater spurlos, seine Mutter verstummt unter der Last ihrer Trauer.

Eines Tages und viele Jahre später, Adam ist Dozent für Sprachwissenschaften an einer Berliner Universität, fällt ihm ein Buch in die Hände: „Die Erfindung der Sprache“. Es enthält Hinweise auf seinen Vater - offenbar ist er auch aus dem Leben einer anderen Familie wortlos verschwunden. Adam begibt sich auf die Suche. Seine abenteuerliche Reise führt ihn quer durch Deutschland, nach Prag, in die Bretagne und bis ans Ende der Welt…


Meine Meinung:
Ich habe in der letzten Zeit wirklich keinem Buch mehr entgegengefiebert als diesem. Ich war so aufgeregt und habe wochenlang gewartet bis der Postbote endlich das lang ersehnte Buch gebracht hat. Wer die (deutsche) Sprache liebt, der wird auch dieses Buch lieben. Ja, es ist anfangs schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass Anja Baumheier hier wirklich sehr stark mit der Sprache spielt. Selbst Zahlen werden nicht als Zahlen dargestellt. Immerhin ist es ja ein Buch über die Sprache. Schnell merkt man, dass der Protagonist, Adam Riese, wirklich sehr sonderbar ist. Ich fand ihn aber sehr liebenswert. Die Zahl 7 spielt für ihn eine große Rolle. Da ist es doch ein genialer Zufall, dass das Buch auf Seite 7 beginnt! Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Zum Einen liest man die Geschichte von Adams Großeltern und Eltern und auf der anderen Ebene liest man über den Adam von heute. Die Protagonisten im Buch gefielen mir unheimlich gut. Anja Baumheier hat ganz wunderbare Charaktere geschaffen. Ich habe mich direkt in Oma Leska verliebt und hatte den Klang ihrer Sprache sofort in meinem Ohr. Ich liebe ihr "dramatisches Drama" und habe mich bereits dabei erwischt, wie ich das in meinem eigenen Sprachgebrauch aufgegriffen habe. Auf jeder Seite des Buches spürt man, wie wichtig der Zusammenhalt in einer Familie ist. Allerdings schützt dieser nicht vor Schicksalsschlägen. Nachdem Adams Vater verschwunden ist, verstummt seine Mutter während einer Radiosendung. Immerhin kommuniziert sie weiter mit ihrer Familie - bis sie einen Hinweis auf Adams Vater findet - viele Jahre nach seinem Verschwinden. Und so beginnt Adams aufregende Reise durch ganz Europa. Er sucht seinen Vater, denn offensichtlich hat er auch eine andere Familie verlassen. Seine Reise ist sehr skurril, aber sehr, sehr spannend. 
"Die Erfindung der Sprache" ist ein ganz besonderes, ein außergewöhnliches Buch. Es ist ganz anders als die beiden vorigen Romane "Kranichland" und "Kastanienjahre". Wer einen gewissen Faible für die Sprache hat, der wird dieses Buch lieben; ansonsten ist die Geschichte "drumherum" wirklich toll und richtig spannend. Ich kann das Buch absolut weiterempfehlen. 


Autor:
Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet dort als Lehrerin für Französisch und Spanisch. Bei Rowohlt erschienen bereits ihre Romane "Kranichland" und “Kastanienjahre”. 


Ich möchte mich recht herzlich beim Kindler (Rowohlt) Verlag bedanken, die mir dieses  Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Quelle – Cover und Inhaltsangabe: Rowohlt

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