Montag, 8. Mai 2017

[Rezension] „Courage zeigen“ von Sebastian Krumbiegel



„Courage zeigen“ von Sebastian Krumbiegel, erschien 2017 im Gütersloher Verlagshaus (Verlagsgruppe Randomhouse) und siedelt sich in dem Genre Sachbuch an.

Das Thema Courage ist für Sebastian Krumbiegel nicht erst seit dem traumatischen Überfall auf ihn durch Rechtsradikale enorm wichtig. Schon als Jugendlicher im rigiden DDR-System und während seiner Ausbildung im Thomanerchor fiel er durch sein rebellisches Naturell auf. Da kamen die Umbrüche, die zum Ende der DDR führten, gerade recht. Jetzt zieht Sebastian Krumbiegel eine Zwischenbilanz seines Lebens und verknüpft seine Biographie mit zeitgeschichtlichen Ereignissen. Denn beides gehört untrennbar zusammen. So lernen wir ihn aus mehreren Perspektiven kennen: als Popstar und Musiker, als Zweifler und sozial Engagierten. Und Krumbiegel offenbart seine zentralen Fragen: Wann habe ich mich für etwas stark gemacht? Wann fehlten mir Mut und Haltung? Und was habe ich daraus gelernt?

Meine Meinung:
Ich bin Prinzenfan seit meiner Kindheit. Früher haben wir die Kassetten im Auto hoch und runter gehört und mein allererstes Konzert, was ich jemals besucht habe, war ein Prinzenkonzert im Jahr 1993 oder 1994. Schon alleine aus diesem Grund musste ich „Courage zeigen“ von Sebastian Krumbiegel lesen. Das Buch ist keine Autobiografie im eigentlichen Sinne, es ist vielmehr ein Buch mit und über Sebastian Krumbiegel; man liest über seine Vergangenheit als Thomaner, seine Vergangenheit in der DDR und sein politisches Engagement. Ich bin auch in der DDR geboren, war zur Wende 3 Jahre alt. Somit kann ich mich an diese Zeit nicht erinnern. Ich kenne all das nur aus Erzählungen meiner Eltern oder aus Filmen und Dokumentationen. Somit fand ich es spannend über die DDR Zeit zu lesen. Während seiner Schulzeit war er ein kleiner Rebell und seine Lehrer hatten es offensichtlich nicht immer leicht mit ihm, aber er hatte immer schon großes Talent und hat sich sozial engagiert. Dem System der DDR hat er sich gefügt. Die Geschichten und Anekdoten aus dem Thomanerchor und dem Internat fand ich äußerst spannend und interessant. Als Kind ist es sicher nicht immer ganz leicht so viel Fleiß, Ehrgeiz und Verständnis aufzubringen. Politik spielt in diesem Buch eine große Rolle. Politisch gesehen habe ich die gleiche Einstellung wie Sebastian und hatte immer mal Gänsehaut beim Lesen. Beispielsweise auf Seite 18: Er schreibt über die Anfänge von „Leipzig – Courage zeigen“. Am 1. Mai 1998 sollte am Leipziger Völkerschlacht-Denkmal eine Nazi-Kundgebung veranstaltet werden. Sebastian versuchte mit einigen Freunden, Gastronomen und - ganz wichtig - dem Oberbürgermeister der Stadt, innerhalb kurzer Zeit ein Konzert am Vorabend genau an dieser Stelle zu organisieren. Das gelang! Und wegen der großen Sicherheitsvorkehrungen konnte der Nazi-Aufmarsch am nächsten Tag nicht stattfinden. Gewonnen!!! Als ich das gelesen habe, hatte ich wirklich Gänsehaut! Ähnlich ging es mir auf der Seite 82: Nach einer Live-Sendung hat sich Sebastian mit Alexander Gauland unterhalten und fragte ihn, ob er nicht manchmal denke: „Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los“. Woraufhin Herr Gauland sagte: „Das sagt mir meiner Tochter auch immer.“ Meine Güte – dieser Mann sollte wirklich öfters mal auf seine Tochter hören. Sebastian bezieht klar Stellung zur AfD und ich kann mich da einfach nur dahinter stellen. Es gibt aber auch genug Stellen, wo man einfach nur lachen kann. Mit einer herrlichen Selbstironie, aber auch Selbstkritik schreibt Krumbiegel, was mir sehr imponiert und was mich nicht nur einmal zum Nachdenken und auch Hinterfragen meines eigenen Tuen und Handels gebracht hat. Dieses Buch ist ein Muss für jeden Prinzenfan und auch für jeden, der sich ein wenig für Politik interessiert. Dieses Buch wird mich noch lange beschäftigen und entgegen meiner Prinzipien werde ich es vermutlich noch ein zweites oder sogar drittes mal lesen!

Sebastian Krumbiegel, geboren 1966, Sänger und Mitbegründer der „Prinzen". Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und soziale Ungerechtigkeiten. 2012 Bundesverdienstorden und Humanismus-Preis für Zivilcourage und soziales Engagement, 2015 Bambi für Musik National. Er lebt in Leipzig.

Fazit: 


Ich möchte mich ganz recht herzlich bei der Randomhouse Verlagsgruppe bedanken, die mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.




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